• 02 Mai, 2021
Commitment of Traders und der Haken³

Viele von euch haben bestimmt schon mal von den „Commitment of Traders“ Daten gehört oder bauen ihre Handelsstrategien sogar darauf auf. Ich möchte euch hier einen kurzen Überblick darüber geben, was die CoT Daten überhaupt sind, welcher Leitgedanke hinter diesem Handelssystem steht und warum es die meisten im Moment wohl ziemlich schwer haben, die darauf basierend traden.

Ein kurzer Überblick

„Commitment of Traders“ bedeutet zu Deutsch „Verpflichtung der Händler“. In diesen Daten finden sich alle aktuellen Positionierungen der Händler an den amerikanischen Future Märkten. Natürlich anonym. Herausgegeben werden sie jede Woche freitags von der CFTC, der Aufsichtsbehörde der Future Märkte in den USA und das seit 59 Jahren. Die CFTC erhebt diesen Report für alle US-amerikanischen Märkte an denen Futures und Future Optionen gehandelt werden. Eingestuft werden die gelisteten Händler in 3 Gruppen:

1) Commercials (= Produzenten + Verarbeiter; diese haben keine Gewinnerzielungsabsichten an der Börse)

2) Large Speculators (wie Hedge Fonds, Investmentbanken, Pensionskassen etc.)

3) Non Reportables (nicht nennenswerte Händler, das sind du und ich)

Und hier wird es nun interessant. Bestehender Grundgedanke hinter dem CoT Handel ist: Folge den Insidern. Insider sind in diesem Fall die Produzenten selbst. Nur sie wissen, wie hoch ihre Auslastung und Produktionskosten sind und wie viel Lagerbestände es gibt. Nun muss man sich weiter überlegen:

Die Produzenten möchten ihre Ware verkaufen und das möglichst teuer. Die Verarbeiter möchten Waren kaufen und das möglichst günstig. Folglich werden die Produzenten ihre Short Position (sie sind immer Short, da sie das physische Produkt verkaufen) ausweiten und zwar umso weiter, je höher der Preis ist und die Verarbeiter gehen weiter Long, je niedriger der Preis ist. Sie handeln also antizyklisch.

Die Large Speculators sind Trendhändler, handeln also zyklisch. Da sie große Positionen halten, werden sie den Preis auch weiter in die Richtung treiben, in der sie positioniert sind.

Der Haken³ an der Sache

Die CoT Daten spiegeln nicht das direkte Angebot & die Nachfrage wieder!

Viele der CoT Trader betrachten Graphen über die letzten Jahre hinweg um zu sehen, wie die Commercials positioniert sind. So kann eine Referenz für den aktuellen Preis und die Positionierung der Commercials gewonnen werden. Sind die Produzenten (!) so Short wie noch nie positioniert, dann macht es für einen klassischen CoT Trader Sinn, den Markt antizyklisch zu shorten. Er geht davon aus, dass auf dem Preishoch bald eine Trendwende kommt, da die Produzenten alles (einschl. Lagerbestände) zu hohen Preisen verkaufen um möglichst viel Gewinn zu generieren. Jetzt kommt der Haken³:

1) Die Positionierungen der Händler, die Seiten wie Finviz oder DeiFin anzeigen, sind reine netto Positionierungen. Das bedeutet, dass die Long und Short Positionen der Händler gematcht sind. Halten also die Commercials 200 Long und 100 Short Kontrakte werden 100 Long Kontrakte angezeigt. Viele bauen ihre Analyse auf diesen netto Positionen auf, in denen allerdings auch die Long Positionen der Verarbeiter enthalten sind. Um einen umfassenden Einblick zu bekommen, benötigt man vor allem die reinen Short Positionierungen der Produzenten (natürlich beziehen einige CoT Händler auch noch andere Informationen mit ein. Zunächst ist aber das entscheidend).

2) Die CoT Daten spiegeln weder das direkte Angebot noch die Nachfrage wieder. Somit kann nicht gesagt werden, wo sich der Gleichgewichtspreis (der sich bekanntlich aus Angebot und Nachfrage bestimmt), einpendeln wird. Momentan ist zu beobachten, dass der Preis immer weiter steigt, obwohl die Commercials in vielen Rohstoffen so Short wie noch nie positioniert sind. Das hat nun mehrere Ursachen:

Zum einen besteht maximale Nachfrage seitens der Verarbeiter. Diese sind bereit immens hohe Preise zu bezahlen. Die Rohstoffe werden sofort benötigt. Dies sieht man auch an der bestehenden Backwardation, der Frontkontrakt ist teurer als die nachfolgenden Kontrakte. Hierzu ein praxisnahes Beispiel:

Es bricht Krieg aus. Die Munition für Waffen besteht hautsächlich aus dem Rohstoff Stahl. Folglich wird die Stahlproduktion bis zum Maximum hochgefahren und die Lager werden komplett leer geräumt. Das Angebot ist zunächst knapp und die Nachfrage hoch. Die Munitionshersteller sind bereit hohe Preise für Stahl zu bezahlen, da es wegen des Krieges dringend benötigt wird. Die Produzenten erzeugen so viel Stahl wie sie können, allerdings ist es nicht möglich in der Kürze der Zeit die Produktion so stark zu erweitern und die Lager sind irgendwann leer. Folglich positionieren sie sich maximal Short (hohe Preise, alles wird verkauft) und die Short Positionierung wird auf einem Level stagnieren, bis sie in der Lage sind, die Produktion auszuweiten. Wiederum der Preis wird aber trotzdem immer weiter steigen, da eine hohe Nachfrage und eine Angebotsknappheit besteht. Zusätzlich wird der Preis von den Large Speculants gepusht, da sie dem Trend in großem Maße folgen.

Dies ist ein klassisches Beispiel wie geopolitische Veränderungen die Nachfrage und das Angebot bei Rohstoffen beeinflussen können. Das passiert ständig! Dafür bedarf es keines Krieges. Es können genauso Steueränderungen sein, wirtschaftliche Konflikte zwischen Ländern, ein Feuer auf den Kaffeeplantagen, Wetterphänomene wie El Niño und La Niña, Arbeiterstreiks in Minen oder Protektionismus. Letzteres geschieht gerade mit Weizen. Russland beschränkt als größter Exporteur die Ausfuhren und beeinflusst dadurch den Preis. Dieser Rohstoff ist für viele Länder überlebenswichtig, folglich werden sie jeden Preis akzeptieren.  

3) Auf Grund der aktuellen weltweiten Geldpolitik finden wir zum anderen gerade einen Hebeleffekt an den Rohstoff Märkten. Im Jahr 2020 wurde die Geldmenge M2 in den USA um 62,12% erhöht im Vergleich zu 2019. Im Gegensatz dazu  betrug die durchschnittliche, jährliche Erhöhung der Geldmenge seit 2011 11,62% (*). Wir sprechen also von einem Anstieg von über dem 5fachen. Die Geldmenge wird rasant erhöht, ceteris paribus folgen die Rohstoff Preise der Geldmenge. Dasselbe ist bereits 2008 passiert. Auch hier kann man beobachten, wie die Preise in die Höhe geschnellt sind.

Wir befinden uns aktuell in einem Supertrend. Wann die Trendwende kommt, weiß wohl nur Mr. Market. Die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, zugleich kann das Angebot nicht so schnell erweitert werden, der Preis steigt, die großen Investoren folgen dem Trend und der Preis steigt weiter. Die Geldmenge steigt, Inflation wird angekurbelt, die Güterpreise steigen weiter. Wohin das führen wird? Lassen wir uns mal überraschen 😉

Beim Trading ist es essentiell um die Schwächen und Stärken seines Systems zu wissen. Das ist aus meiner Sicht das A und O. Aus diesem Wissen heraus lässt sich auch so eine Phase erfolgreich meistern.

* Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis (eigene Berechnungen von tagesgeldvergleich.net); https://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/geldmengen.html#wachstum_usa (zuletzt aufgerufen am 30.04.2021).

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