Mustererkennung
  • 19 Mai, 2021
Die Matrix – Mustererkennung & Trading Auswirkungen

Im folgenden Artikel werde ich dir einen kurzen Einblick über die wichtigsten Phänomene unserer Wahrnehmung, wie die Mustererkennung, geben. Diese sind in der Psychologie auch bekannt als kognitive Verzerrungen. Für ein erfolgreiches und profitables Trading ist es ausschlaggebend, um diese zu wissen und das Wissen im täglichen Handel anzuwenden. 

Versetze dich einmal in folgende Situation:

Du gehst zu dem neu eröffneten italienischen Restaurant um die Ecke und bestellst dir deine Lieblingspasta. Leider ist das Gericht versalzen und du nicht besonders glücklich damit. Am nächsten Tag triffst du dich mit deinem Vater. Er erzählt dir, dass er letzte Woche mit deiner Mutter bei dem neuen Italiener war. Die Gerichte waren geschmacklich gut, allerdings war ein Haar im Essen und der Kellner nicht besonders freundlich.

Welche Meinung hast du nach diesem Bericht über das neue italienische Restaurant?

Genau. Wahrscheinlich denkst du, das Restaurant ist schlecht.

Mustererkennung in unserem Gehirn

Dieses Beispiel zeigt anschaulich, wie Mustererkennung in unserem Wahrnehmungsapparat funktioniert. Hinzu kommt noch, dass wir einem persönlich erlebten Ereignis eine höhere Bedeutung beimessen. Zwei schlechte Erfahrungen sind statisch gesehen nicht signifikant. Dennoch neigen wir dazu nach Mustern ausschauzuhalten und finden sie auch dort, wo es gar keine gibt. In diesem Fall – das italienische Restaurant ist schlecht.

Nun erzählt dir ein Freund, dass er auch dort essen war. Du wirst automatisch erwarten, dass er etwas Negatives berichten wird. Sobald wir ein Muster vermeintlich erkannt haben, suchen wir nach Bestätigung dessen. Dies ist in der Psychologie auch bekannt als Confirmation Bias. Wir tendieren dazu Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie unsere Mustererkennung bestätigen. Damit erfüllen sie unsere Erwartungen, im Positiven wie im Negativen.  

„Für einen Organismus muss die Welt voraussagbar sein, sonst kann er nicht in ihr leben“, so Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt zur Mustererkennung. Seiner Meinung nach sind die Sinnesorgane und das Zentrale Nervensystem des Menschen darauf ausgelegt Regelmäßigkeiten und damit Ordnung zu erkennen. Dies gibt dem Menschen Sicherheit und ist wiederum evolutionär angelegt. Lieber einmal zu viel weg gelaufen, wenn ein Blatt im Winde raschelt, als vom Bären gefressen zu werden.

Übrigens, es geht auch umgekehrt. Apple hat den Zufallsmodus der Musikwiedergabe geändert nachdem es Beschwerden gab. Den Musikhörern war der Zufall nicht zufällig genug erschienen.

Wie lassen sich die Erkenntnisse der Mustererkennung in Bezug aufs Trading anwenden?

Vor allem an der Börse ist die Suche nach Mustererkennung groß. So gibt es noch zwei weitere kognitive Verzerrungen die in diesem Zusammenhang interessant sind:

Belief Bias

Die Akzeptanz glaubwürdiger Schlussfolgerungen, unabhängig davon, ob sie nachgewiesen sind.

Verfügbarkeitsheuristik

Die Verzerrung der Wahrscheinlichkeit von Ereignissen. Ein Ereignis erscheint wahrscheinlicher, je mehr Beispiele das Gedächtnis dazu hat.

Daraus entstehen wohl die meisten Fehler beim Trading. Vor allem als Anfänger informiert man sich über die verschiedenen Systeme. Die meisten klingen erstmal brillant. So könnte man auf den Gedanken kommen: Warum diese dann nicht auch kombinieren?

Die Kombination von Systemen

So gibt es Strategien, die beispielsweise Daytrading mit CoT Daten verknüpfen. Wenn sowohl ein Daytrading Signal Long und gleichzeitig ein CoT Daten Signal kaufen anzeigt, dann schlussfolgert unser Gehirn: Der Trade muss mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein Gewinner werden. Womit sowohl die Verfügbarkeitsheuristik als auch der Belief Bias vorliegt. Ob diese mentale Ableitung wirklich korrekt ist, stellt sich nämlich erst mit einer signifikanten Anzahl von Beispielen heraus. Diese sind durch Backtesting teilweise zu erzielen. Aber Achtung, auch diese Ergebnisse beruhen wiederum nur auf vergangenen Ereignissen. Was sich auf den ersten Blick genial anhört, weißt auf den zweiten eine Krux auf. Ein Daytrader handelt zum Beispiel im 5 Minuten Chart. Die CoT Daten hingegen beruhen im Swing Trading auf Wochen- bis Monatscharts. So kann der Kurs im 2 Stunden Chart fallen, doch auf die Woche gesehen ist seine Tendenz bullish. Die Fluktuation der Märkte ist so hoch, dass sich die CoT Daten im Daytrading überhaupt nicht widerspiegeln können. Logisch, wenn man weiterdenkt oder? Dieses Beispiel habe ich nicht nur im Daytrading Bereich backgetestet, deshalb ist es mir möglich diese Aussage zu treffen. Auch ich neige zur Mustererkennung. 😉

Indikatoren

Die Indikatoren sind ein weiterer Aspekt, die durch diese kognitiven Illusionen entwickelt wurden. Viele Trader haben hier durch Ereignisse der Vergangenheit versucht auf die Zukunft zu schließen. Etliche Indikatoren sind daraus entstanden. Im Laufe der Zeit hat sich allerdings herausgestellt, dass die wenigsten (um nicht zu sagen keine) wirklich hilfreich sind. Am Ende bleiben der gute alte Chart und das Volumen. Hier sind bereits alle notwendigen Informationen eingepreist, um erfolgreich zu handeln. Doch auch hier muss man sich bewusst sein, dass all die vorhandenen Informationen aus vergangenen Ereignissen resultieren. Nichts anderes steht uns zur Verfügung. Die Zukunft ist und bleibt unvorhersehbar.

Meine Lehre aus Mustererkennung und kognitiven Verzerrungen

So ist meine Lehre, die ich aus etlichen Backtests und Live Trades gezogen habe, die Folgende:

  • Setzte Daten und Analysewerkezeuge in einen passenden Timeframe
  • Konzentriere dich auf den Ursprung des Handelns: Chart/Preis und Volumen

Mit diesem Wissen bist du nun vielen um einiges voraus. Wann immer du denkst, ein Muster erkannt zu haben, gehe zum Backtesten und dann Live Trading über. Lasse nach und nach die Indikatoren fallen und prüfe, worauf der Edge wirklich beruht.

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